frankfurter formen: double feature filmische körper: cmelka/vanisian & die sammlung paderborn
Das Programm frankfurter formen konzentriert sich, wie im letzten Jahr, auf Filmemacher:innen, die für eine Zeit in Frankfurt gelebt haben oder noch dort leben. Es versteht sich als Schaufenster für gegenwärtige und historische Arbeiten der verschiedenen Experimentalfilmszenen des Rhein-Main-Gebiets und sucht nach Verbindungen und Unterschieden in der Arbeit mit analogem Filmmaterial.
sa 17/09 16:00 | I kerstin cmelka & garegin vanisian
Zunächst drei Filme über Körper und Räume, die sie umgeben: Rückzugsorte, Privaträume, Offenheit und Einsamkeit, Zusammensein. Kerstin Cmelka studierte 1999 bis 2005 an der Städelschule und in dieser Zeit entstanden eine Reihe von 16mm-Filmen. Die beiden kurzen Filme Et In Arcadia Ego und Mit Mir spielen mit sorgfältig gestalteten Doppel- und Mehrfachbelichtungen und arbeiten mit dem eigenen Körper sowie der Geisterkraft, die dem Kino seit seinen Anfängen innewohnt. „Eine schlafende Frau sitzt zwischen drei Bäumen auf einer Wiese, in ihrem Schoß ein Strohhut. Eine Doppelgängerin streift neben ihr herum. (…) ET IN ARCADIA EGO ist der Titel dieses Filmes von Kerstin Cmelka, der auf eine bildnerische Tradition verweist, die auf eben jener Formel beruht. Sie beschwört „die rückwärts gewandte Vision eines unübertrefflichen Glücks“ wie es 1936 der Kunsthistoriker Erwin Panofsky in dem Aufsatz „Et in Arcadia Ego. Poussin und die Tradition des Elegischen“ beschreibt.“ (Claudia Slanar) Garegin Vanisian lebt und arbeitet in Berlin und Frankfurt und hat eine Reihe von analogen Kurzfilmen realisiert. Sein aktuellster Film, Das Herz durch Wüsteneyen rennt - Arbeitstitel, webt den Schmerz und die Trauer seiner Protagonistin ein in ein Netz aus Texturen, Tattoos, Literatur und Musik. Im Zentrum des auf 16mm gedrehten und geschnittenen Films steht dabei ein doppelter Verlust: Wie mit der Leere umgehen, die der Fortgang eines geliebten Menschen erzeugt? Und wie mit dem Verschwinden der Hauptdarstellerin, die sich scheinbar weigert, die ihr vorgegebene Rolle zu spielen?
Mit Mir
R: Kerstin Cmelka, 16mm, farbe, stumm, 3 min, 2000
Et In Arcadia Ego
R: Kerstin Cmelka, 16mm, farbe, stumm, 3 min, 2001
Das Herz durch Wüsteneyen rennt – Arbeitstitel
R: Garegin Vanisian, 16mm, farbe, ton, 15 min, 2021
sa 17/09 16:00 | feministische interventionen – die sammlung paderborn
Erzkatholische Stadt und Experimentalfilme von Frauen, die sich in expliziten Bildern mit Sexualität auseinandersetzen – wie geht das zusammen? Als ich 2001 an die Universität Paderborn berufen wurde, wollte ich Film als Film unterrichten. Für Filmmieten wurden keine Gelder bewilligt, aber ein einmaliger Betrag für Lehrmittel. Daraus entstand die Experimentalfilmsammlung von Frauen, zu der die Solidarität vieler, befreundeter Filmemacherinnen entschieden beitrug. Manche Kopien wurden mir geschenkt, die meisten neu gezogen in Kopierwerken, die es inzwischen nicht mehr gibt. In den Filmklassen des Städel, der Hochschule der Künste Bremen und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig gingen die wenigen Filmemacherinnen oft ganz eigene und andere Wege als ihre Kommilitonen. Aus diesem Umfeld versammelt das Archiv weibliche Interventionen die weibliche Sexualität in den Blick nehmen, Körper inszenieren, Machtverhältnisse in Blick- und Handlungsräumen ausloten. Viele der beitragenden Filmemacherinnen stammen aus Frankfurt: Noll Brinckmann, Anja Czioska, Eva Heldmann, Lilo Mangelsdorff, Laura Padgett, Pola Reuth. Ihre Filme bilden den Schwerpunkt des Programms, in dem es um ein wahrnehmungsästhetisches Verhältnis zur dinglichen Umwelt geht, und um eine Auseinandersetzung mit der Performativität des Geschlechts.
(Annette Brauerhoch)
Fragment
R: Laura Padgett, 16mm, s&w, ton, 3 min, 1987
Viva Avis
R: Lilo Mangelsdorff, 16mm, farbe, ton, 6 min, 1985
Polstermöbel im Grünen
R: Christine Noll Brinckmann, 16mm, farbe, ton, 7 min, 1984
Duschen, San Francisco
R: Anja Czioska, 16mm, s&w, stumm, 3 min, 1994
Unterwasser
R: Anja Czioska, 16mm, s&w, stumm, 3 min, 1994
Compartment
R: Eva Heldmann, 16mm, farbe, ton, 5 min, 1990
Wenn der Haarwuchs lästig wird
R: Anja Telscher, 16mm, farbe, ton, 6 min, 1987
Kool Killer
R: Pola Reuth, 16mm, farbe, ton, 5 min, 1981