über uns
exf f. ist ein festival, das dem experimentellen film in seiner vielgestaltigkeit, seiner geschichte wie auch gegenwart, gewidmet ist. vier tage lang möchten wir einen begegnungsraum öffnen, in dem in gebündelter form verschiedene filmische arbeiten in ihren spezifischen medialitäten und materialitäten als eigenständige kunstform in den fokus gerückt werden. filme dieser art haben einen schwierigen stand. sie fügen sich weder in eine auf spiel- und dokumentarfilme konzentrierte filmlandschaft noch den gängigen logiken des kunstbetriebs, weshalb es nur wenig gelegenheiten gibt, sie als teil einer erweiterten, lebendigen kinokultur erfahren zu können. in unserem programm werden sowohl verschiedene analoge formate, von super 8 über 16mm und 35mm, als auch digitale produktionen und digitalisate restaurierter filme zu sehen sein.
ein großer dank geht an unsere förder:innen, die HessenFilm und Medien GmbH, das Kulturamt der Stadt Frankfurt, den AStA der Goethe-Universität Frankfurt sowie unsere kooperationspartnerin die Kinothek Asta Nielsen e. V., ohne deren unterstützung dieses festival nicht möglich ist.
exf f. 2023 knüpft in vielerlei Hinsicht an Gedankengänge des letzten Jahres an und erweitert sie: Auch in diesem Jahr steht die Frage der Zusammenarbeit im Mittelpunkt vieler Filme und Programme des Festivals. Im Verlauf der einzelnen Programme wird so eine geteilte Aufmerksamkeit und Sorgsamkeit in der Arbeit mit dem Film und seinem Material sichtbar.
Ein wichtiger Teil unserer Programme ist Filmemacher:innen gewidmet, deren Leben und Praxis von der intimen und intensiven Zusammenarbeit mit anderen Filmemacher:innen und Künstler:innen gezeichnet ist. Robert Beavers lernte seinen langjährigen Partner und Filmemacher-Mentor Gregory J. Markopoulos in New York kennen. Im Jahr 1967 verließen sie gemeinsam die Vereinigten Staaten und zogen nach Europa, wo sie in Griechenland, Belgien, Deutschland, England und der Schweiz lebten und bis zu Markopoulos' Tod im Jahr 1992 zusammen arbeiteten. In diesem Kontext wurden viele der Werke von Beavers' umfangreichem Filmzyklus My Hand Outstretched to the Winged Distance und Sightless Measure gedreht. Unsere drei Programme, die Beavers gewidmet sind, setzen sich sowohl aus einer Auswahl aus dieser Zeit in Wanderschaft zusammen, wie auch aus neueren Filme, die in Massachusetts, New York, der Schweiz und Berlin gedreht wurden, wo er seit 2011 mit der Filmemacherin Ute Aurand lebt. Wir freuen uns sehr, Beavers im September in Frankfurt begrüßen zu dürfen, wo er bei allen Programmen für Einführungen und Gespräche anwesend sein wird.
Unsere Hommage an Amy Halpern, der wir zwei Programme in der diesjährigen Ausgabe widmen, muss nach dem Tod der Filmemacherin im vergangenen Jahr schmerzlicherweise in ihrer Abwesenheit stattfinden. Halpern (1953-2022) war Filmemacherin, Kuratorin, Filmemacherin, Pädagogin und Schreibkraft, deren Experimentalfilme sich, wie Arindam Sen, der Kurator unserer Hommage, schreibt, durch "Zartheit, Vitalität und sinnliche Anmut" auszeichneten. Zeit ihres Lebens hat sich Halpern unermüdlich für die Förderung und Wertschätzung des experimentellen Kinos eingesetzt – als Gründungsmitglied des Collective for Living Cinema und als Schlüsselfigur des amerikanischen alternativen Filmschaffens, deren Werke stets von ihrer symbiotischen Wahrnehmung der Welt geprägt waren, "in der Alltagsgegenstände, Pflanzen, Landschaften, Tiere und Menschen in ihren charakteristischen Rhythmen und ihrer anmutigen Körperlichkeit koexistieren". Bis zu ihrem frühen Tod im Jahr 2022 wurden Halperns Bemühungen und ihr Werk als Filmemacherin kaum wahrgenommen und gewürdigt. Wir hoffen, dass diese Hommage dem Vergessen entgegenwirken und ihr Werk einem breiteren Publikum zugänglich machen kann.
Ähnliches gilt für das diesjährige thematische Programm between women. britische filmmacherinnen im london der 1990er jahre. Das von Sarah Pucill und Karola Gramann kuratierte Programm versammelt Filme von Künstlerinnen wie Anna Thew, Tina Keane, Ruth Novaczek und Lis Rhodes. Ein besonderer Fokus liegt neben den Filmen von Sarah Pucill dabei auf Sandra Lahire, Pucills Mentorin und spätere Partnerin, die 2001 verstorben ist. Über ihre Auswahl schreibt Pucill:
Das Thema eines feministischen und queeren Blicks verbindet viele der Filme und der Filmemacherinnen, bei denen sich Arbeit und Leben überschneiden. Doch was auch immer die Filme thematisieren, die Auseinandersetzung mit der Form ist ebenso zentral. Ähnlich wie im poststrukturalistischen Film werden Konventionen nicht allein aufgebrochen, sondern zu neuen Ausdrucksweisen re-konfiguriert. Das setzt den Akzent auf die Filmsprache, die es noch einmal zu erfinden gilt, ohne die Strenge des rein strukturalistischen Films, der die Londoner Szene in den 1970er Jahren beherrschte. Poststrukturalistischer Film hingegen wollte in visueller Verführung schwelgen, neben Wort und Geschichte auf abstrakten Ebenen, nicht anstelle. Fast alle Filme wurden auf 16 mm Zelluloidfilm gedreht.
Fragen des Blicks und des feministischen Engagements stehen im Mittelpunkt unserer beiden dialogischen Programme der diesjährigen Ausgabe. absis / duras ist das Ergebnis von Recherchen, die die Kuratorin des Programms, Judit Naranjo Ribó, angestellt hat, um die Beiträge von Filmemacherinnen zur Geschichte des französischen Experimental- und Underground-Kinos sichtbar zu machen. im dialog: viktoria schmid/eva giolo inszeniert ein Gespräch zwischen den Filmemacherinnen und Künstlerinnen Viktoria Schmid und Eva Giolo und bringt zwei Werke zusammen, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit eine Vielzahl von Resonanzen und Berührungspunkten aufweisen und so zeigen, wie vielfältig die zeitgenössische Auseinandersetzung mit analogem Filmschaffen sein kann.
Auf diese Weise wird eine andere Art des Dialogs inszeniert, der zwischen den Programmen stattfindet, da verschiedene Generationen und Traditionen des experimentellen und alternativen Filmemachens im Rahmen der vier Festivaltage in eine Konstellation gebracht werden. Was diese verschiedenen Filmemacher*innen verbindet, ist ihr Interesse an der Arbeit mit: der Arbeit mit Menschen, Pflanzen und Objekten, sowie Orten, Räumen und natürlich dem Interesse an der Arbeit mit den verschiedenen Techniken und Möglichkeiten des analogen Filmemachens.
Es ist diese intensive "Faszination für den handgemachten Aspekt (Entwickeln, Schneiden, Kopieren) der Arbeit mit Filmmaterial", die die Praxis des in Madrid lebenden Filmemachers Álvaro Feldman kennzeichnet. In den bei exf f. gezeigten Super 8- und 16-mm-Arbeiten erforscht Feldman die spezifischen Projektions- und Wahrnehmungsmodalitäten, die durch die materiellen Bedingungen sowohl des analogen Filmmaterials als auch des Projektionsdispositivs eröffnet werden. Diese Konzeption des Filmemachens hat ihren Ursprung in den strukturalistischen und materialistischen Experimenten der 60er und frühen 70er Jahre, die von verschiedenen Schlüsselpersönlichkeiten des experimentellen Kinos in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Deutschland unternommen wurden. Eines der entscheidenden künstlerischen Denkmäler dieses historischen Moments werden wir bei exf f. präsentieren: Anthony McCalls "Film-Skulptur" Line Describing a Cone, den wir zum Abschluss des Festivals zeigen.
Materialität ist auch das zentrale Thema des diesjährigen frankfurter formen-Programms, das 2023 mit einem Fokus zu Theo Thiesmeier erstmals in der Städelschule stattfindet. Thiesmeier studierte hier in den 1980er Jahren Filmemachen bei Peter Kubelka. Sowohl seine frühen Super 8- als auch seine 16mm-Filme sind dabei aus den materiellen Bedingungen der Aufnahmemechanismen entstanden. Vor der monografischen Präsentation von Thiesmeiers Filmen werden wir zwei neuere Super 8-Filme von James Edmonds bzw. Gunter Deller als Weltpremieren zeigen.
Abschließend möchten wir uns bei allen Künstler:innen, Veranstaltungsorten und denjenigen bedanken, mit denen wir zusammengearbeitet haben, um die diesjährige Ausgabe von exf f. zu ermöglichen: Dem gesamten Helfer:innen- und Pupille-Team, Natascha Gikas und Andreas Beilharz vom DFF, sowie Yasmil Raymond, Nina Queissner, Martina Cooper und Teresa Heinzelmann von der Städelschule.
Ebenso danken wir Julia Rosenstock für die Gestaltung des Katalogs, Luisa Mielke für die Gestaltung des Posters und Simon Bugert für die Gestaltung der Website.
wer auf dem laufenden bleiben möchte, kann sich auf unsere mailingliste eintragen lassen: exff.filmtage@gmail.com
team: martin klein, larissa krampert, björn schmitt