so 10/09 17:00 | im dialog: eva giolo / viktoria schmid (screening in der pupille)

Das gemeinsam mit den Filmemacherinnen zusammengestellte Programm Im Dialog: Eva Giolo / Viktoria Schmid setzt zwei Werke in Verbindung, die trotz ihrer Unterschiede eine Vielzahl an Resonanzen und Berührungspunkte aufweisen und gleichzeitig zeigen, wie vielfältig die zeitgenössische Beschäftigung mit dem analogen Filmemachen sein kann.

Each projection of film is unique and lively. (…). The film might carry the dust from a previous screening, from a city I have never visited, but my film has. (Viktoria Schmid, Why do I make prints?)

Nach ihrem Studium an der Schule Friedl Kubelka in Wien hat Viktoria Schmid seit 2010 ein Werk an der Schnittstelle von Kino und Ausstellungsraum aufgebaut, das sich mit historischen Bildherstellungsprozessen und der Erforschung der menschlichen Wahrnehmung auseinandergesetzt. Der erste Teil des Programms versammelt Arbeiten aus verschiedenen Phasen dieser Beschäftigung von frühen Filmen wie Golan (2012) bis hin zu aktuelleren Werken wie A Proposal to project in Scope (2020) oder KatharinaViktoria (2)021 (2021). Die zwei Filme der Proposal-Serie stehen dabei exemplarisch für die faszinierende Zweigestaltigkeit von Schmids Praxis, die einerseits konzeptuell geprägt ist, andererseits aber immer auch sinnlich-konkret erfahrbar bleibt. Diese Filme wiederum treten in einen Dialog mit zwei Werken, die Viktoria Schmid ihrem Programm als Begleitung zur Seite gestellt hat und auf ihr Interesse für die Geschichte des Mediums hindeuten: Étude cinégraphique sur une arabseque (1929) der Film-Pionierin Germaine Dulac sowie Démolition d’un mur (1896) der Lumière-Brüder. Ein aufmerksamer Blick von den Anfängen des Kinos (Lumière) hin zum Anfang vom Ende der analogen Filmherstellung in W O W (Kodak) (2018) verweist dabei auf die Widerständigkeit des Mediums: Zurückgespult und auf 35mm-belichtet leben Totgeglaubte doch noch etwas länger.

Eva Giolo ist eine Film-, Video- und Installationskünstlerin, die in ihren Arbeiten die Eigenheiten der analogen Filmproduktion mit einem besonderen Fokus auf weibliche Erfahrung verbindet. Giolo studierte Musik in London, später Bildende Kunst an der KASK School of Arts in Gent. Ihre Filme untersuchen mit einem prägnanten Rhythmus und einem Gespür für die Balance zwischen Abstraktion und Konkretion Themen wie Intimität, Sprache, Sorge und Erinnerung. Ihr Film Silent Conversations (2023) bildet den Anfang des zweiten Programmteils und fungiert gleichzeitig als eine Brücke zur vorher gezeigten KatharinaViktoria-Serie. Eine Reihe von Umarmungen, jeweils 20-Sekunden lang, zeugt im selbst-entwickelten Silent Conversations von besonderer Behutsamkeit im Umgang mit dem eigenen Umfeld und dem Material des Films. A Tongue Called Mother (2019) führt uns ruhig die Komplexität und Magie des Verhältnisses von Sprache und Dingen vor Augen. Auf Wunsch von Eva Giolo ist anschließend Guy Sherwins Tap (1974) dem Programm eingefügt, der das Tropfen eines Wasserhahns zum Anlass für ein Spiel aus Licht, Formen und Rhythmus nimmt. Die zugleich spielerischen und rätselhaften Filme Flowers Blooming in our Throats (2020), der während des COVID-Lockdowns entstand, und The Demands of Ordinary Devotion (2022), gedreht in Rom, bilden Abschluss des zweiten Teils. Beide Filme erzeugen auf je eigene Weise einen kreisenden Bildereigen, der von einer musikalischen Ton- und Bild-Montage rhythmisiert wird. Mit großem Dank an die Filmemacherinnen, die das Programm zusammengestellt haben und zu Gast sein werden.

A Proposal to project in 4:3

R: Viktoria Schmid, 16mm, farbe, ton, 2 min, 2016

Étude cinégraphique sur une arabesque

R: Germaine Dulac, 16mm von 35mm, s&w, ohne ton, 7min, 1929

A Proposal to project in Scope

R: Viktoria Schmidd, 35mm, farbe, ton, 8 min, 2020

Démolition d'un mur

R: Louis Lumière, DCP von 35mm, s&w, ohne ton, 1 min, 1896

W O W (Kodak)

R: Viktoria Schmid, 35mm, farbe, ton, 2 min, 2018

Golan

R: Viktoria Schmid, 16mm, s&w, ohne ton, 2 min, 2012

Katharina Viktoria

R: Viktoria Schmid, 16mm, s&w, ohne ton, 1 min, 2011

KatharinaViktoria (2)021

R: Viktoria Schmid, 16mm, s&w, ohne ton, 1min, 2021

Silent Conversations

R: Eva Giolo, DCP von 16mm, farbe, ton, 6 min, 2023

A Tongue Called Mother

R: Eva Giolo, DCP von 16mm, farbe, ton, 18 min, 2019

Tap

R: Guy Sherwin, 16mm, s&w, ohne ton, 3 min, 1974

The Demands of Ordinary Devotion

R: Eva Giolo, DCP von 16mm, farbe, ton, 12 min, 2022

Flowers Blooming in Our Throats

R: Eva Giolo, DCP von 16mm, farbe, ton, 9 min, 2020

Viktoria Schmid – A PROPOSAL TO PROJECT IN 4:3 (2016)
Viktoria Schmid – A PROPOSAL TO PROJECT IN 4:3 (2016)
Germaine Dulac – ÉTUDE CINÉGRAPHIQUE SUR UNE ARABESQUE (1929)
Germaine Dulac – ÉTUDE CINÉGRAPHIQUE SUR UNE ARABESQUE (1929)
Viktoria Schmid – KATHARINA VIKTORIA (2)021 (2021)
Viktoria Schmid – KATHARINA VIKTORIA (2)021 (2021)
Eva Giolo – A TONGUE CALLED MOTHER (2019)
Eva Giolo – A TONGUE CALLED MOTHER (2019)
Eva Giolo – THE DEMANDS OF ORDINARY DEVOTION (2020)
Eva Giolo – THE DEMANDS OF ORDINARY DEVOTION (2020)