do 05/09 21:00 | eröffnungsprogramm: performance & screening – valentina alvarado matos / elena duque (screening in der pupille)
Elena Duque und Valentina Alvarado Matos haben einige biografische Gemeinsamkeiten: Sie stammen aus Venezuela und leben derzeit in Spanien und diese Erfahrung hat – auf sehr unterschiedliche Weise für jede von ihnen – einen sehr tiefen Eindruck in ihrem Leben und in ihrer Art, die Welt und ihre künstlerische Praxis zu verstehen, hinterlassen. Beide teilen die Liebe zur bildenden Kunst, die mit ihren Vätern begann: Malerei und Collage waren schon früh Teil ihres Lebens und beide nutzen bis heute die Collage als Mittel, um ihrer Identität und einem kreativen Prozess Raum zu geben, der sich aus heterogenen Materialien und Erfahrungen zusammensetzt. Am Eröffnungsabend – und das freut uns besonders – kommen ihre Werke zusammen: das Meer, ihre Hände, die Malerei, die Collage und eine ständige Sehnsucht nach den Tropen sind einige der Elemente, die alle Stationen dieser Tour durch ihre Filme und Performances miteinander verbinden.
Den Anfang macht Valentina Alvarado Matos mit estoy raspando la hoja y la voz, eine Performance, die Stimmen, Bilder und Töne zu einer Reflektion über Erinnerung und Landschaft verbindet. Im Anschluss folgen alternierend verschiedene Arbeiten der beiden Künstlerinnen auf Super 8 und 16mm, die in einen Dialog treten: Elena Duques Mar de coral kombiniert gleichsam intuitiv und mit einem Gefühl für Farben und Struktur eigene Aufnahmen mit Found Footage.
“More than a film, Mar de coral is a kind of occupational therapy in a troubled moment: to screen one's own and other people's films, to understand how to relate to their images and to connect with how other people's films can speak of one's own life, and then to slaughter them mercilessly, as befits the most primal collagist spirit. The table ends up full of little film strips, each with a descriptive title, and the work of constructing a story that no one will probably be able to spin, except the one who puts it together, gets underway. It is to be hoped that what is in the frame will touch similar springs in other souls. Then comes the rhythmic work of splicing those pieces together in order to classify them sometimes by blocks of color, with the pleasure of using that tiny splicer, a meditative and meticulous work. (…) An imperfect and humble film, almost private. A scrapbook whose title also comes from that same chance, which always has the grace to end up making sense: a coral is an organism formed by hundreds or thousands of small animals.” (E.D.)
El mar peinó a la orilla von Valentina Alvarado Matos greift mit verschiedenen Interventionen – Pinselstriche, Objekte vor der Linse, die eigenen Hände – ein in Aufnahmen des Meers: “Mit einem Pinselstrich das Meer und den Himmel verbinden, den Horizont auslöschen oder eine neue Morgendämmerung heraufbeschwören. El mar peinó a la orilla versucht, neue Geografien zu erdenken und mit der Plastik zu spielen, indem es die gefilmte Landschaft verändert.“ (V.A.M.) „Das Meer ist das, was sie von ihrer Heimat in Venezuela trennt, so dass man sich vorstellen kann, wie es ist, auf den Ozean zu schauen und daran zu denken, was auf der anderen Seite passiert.“ (Doc's Kingdom)
Mit Techniken der Animation arbeitet der autobiografische Film Colección privada humorvoll und einfühlsam mit Gegenständen und Dokumenten, die sich im Laufe eines Lebens ansammeln:
“Collage is a kind of disease that pushes the sufferer to accumulate all kinds of objects of different origins. Own objects but also others, found in flea markets, liquidations, junk shops, in the same street. More than once I have found next to a garbage can the clothes of a stranger, her photos, her suitcases, a string of buttons or a purse. The belongings that remain behind a life, collections that are difficult to unravel but that spark the imagination and appeal to ineffable emotions. Colección privada is a film that comes precisely from there: from wanting to elaborate my own life story from the objects I have been accumulating (before they are potentially deposited on a sidewalk when I am no longer there), which can be personal documents, gifts from friends or lovers, passport photos, dresses, souvenirs of places visited, notes and drawings in my own handwriting and even parts or prostheses of my own body. (…) In this way I build my own personal museum, a biographic philately album that I decide to film in super 8, thus generating one more object that becomes part of my collection. An object that, like many of those I collect, is imperfect and irregular, and is as tiny as my own presence in the universe as a whole.” (E.D.)
In Trópico desvaído verschmelzen die Landschaften Spaniens und Venzuelas dank einer traumartigen Montage von Bild und Ton: „Ein Haus brennt nieder. Mein Vater öffnet eine Zeichnung, die wie eine Explosion klingt. Ich baue mit meinen Händen neue Landschaften aus Postkarten von Venezuela, die ich in Barcelona gefunden habe. Zwischen Venezuela und Spanien gedreht, zeichnet trópico desváido eine Rundreise aus kurzen Landschaftsbeobachtungen und notizbuchartigen Impressionen nach.“ (V.A.M.) Ojitos mentirosos ist ein Film, der mithilfe von Architektur und der Materialität von Super 8 über die Idee des Trompe-l‘oeil nachdenkt – und wie das Kino selbst über die Täuschung der Augen funktioniert. Propiedades de una esfera paralela, eine Doppelprojektion, die elegant zwischen verschiedenen Zuständen changiert und über Zusammenhang und Gegensatz von Bildern nachdenkt, wurde während einer Residency gedreht und versucht mit Plastiken, den kanadischen Winter zu begrünen. Zum Abschluss des Programms lädt Elena Duque zu einem Curso de pintura rápida para principantes ein, das aus drei Werken (Naturaleza muerta, Pintura–acción und Retrato sentado) besteht, die sich mit Humor an der Grenze zwischen Kino, Performance und Malerei bewegen.
In Anwesenheit von Valentina Alvarado Matos und Elena Duque.
Mit Dank an die Filmemacherinnen für die Kuration und Bereitstellung der Filmkopien.
Mit freundlicher Unterstützung des Instituto Cervantes Frankfurt (Ferran Ferrando, Eva Soria Barres)
estoy raspando la hoja y la voz
R: Valentina Alvarado Matos, 16mm/dias, farbe, live sound, 15 min, 2024
Mar de Coral
R: Elena Duque, super 8, farbe, ohne ton, 11 min, 2022
El mar peinó a la orilla
R: Valentina Alvarado Matos, super 8, farbe, ohne ton, 4 min, 2019
Colección privada
R: Elena Duque, super 8, farbe, ohne ton, 13 min, 2020
Trópico desvaído
R: Valentina Alvarado Matos, super 8 / digital, farbe, ton, 6 min, 2016
Ojitos mentirosos
R: Elena Duque, super 8, farbe, ton, 6 min, 2023
Propiedades de una esfera paralela
R: Valentina Alvarado Matos, 2x16mm (duo channel), farbe, ohne ton, 17 min, 2020
Naturaleza muerta
R: Elena Duque, 16mm, farbe, ohne ton, 6 min, 2023
Pintura-acción
R: Elena Duque, 16mm, farbe, ohne ton, 4 min, 2023
Retrato sentado
R: Elena Duque, 16mm, farbe, ton, 3 min, 2023