light, blaze, fulgor. sílvia das fadas
sa 06/09 21:00 | light, blaze, fulgor. sílvia das fadas (screening in der pupille)
Mit Light, Blaze, Fulgor – Auguries for a Non-Hierarchical Framing and Flourishing arbeitet Sílvia das Fadas seit 2017 an einer sich ständig erweiternden 16mm-, Ton- und Text-Performance mit mehreren Projektoren, die im Rahmen von exf f. eine weitere Aktualisierung und Realisierung erfahren wird.
Das Abweichende, Emanzipatorische, die Gegenbewegung, das Anti-Hierarchische, Utopische inspiriert Sílvia das Fadas mehr als alles andere. Und so organisiert sie ihre Bilder zu einem politisch engagierten, avantgardistischen Kino. (…) Aus den Resten dieser Sozialutopien will LIGHT, BLAZE, FULGOR eine radikale neue Bewegung und Bewegtbildidee erstehen lassen; vermittels des von der portugiesischen Schriftstellerin Maria Gabriela Llansol geprägten Begrifs „Fulgor“, der das Sich-Ereignen plötzlicher Perspektivwechsel sowie fundamental neuer Erkenntnisse bezeichnet. (Roman Schreiber, Viennale 2019)
Wir stießen auf ein Schwarz-Weiß-Foto, das in einer Zeitung abgedruckt war: die Überreste einer Kommune. Es zeigt einen Baum, eine Ruine, einen Schatten, der von der Mauer auf den Boden geworfen wird, einen Brunnen und ein offenes Feld mit Steinen und Blumen. Ein unscheinbare Fotografie, aber die Aufschrift des Bildes - „Comuna da Luz“ - reichte aus, um einen Funken in uns zu entfachen und eine Spur zu enthüllen, der wir folgen mussten. Die Kommune des Lichts wurde 1917-18 im Süden Portugals von einem anarchistischen Tolstojaner namens António Gonçalves Correia gegründet. In der scheinbar ruhigen Umgebung von Vale de Santiago, Alentejo, unternahm Correia ein utopisches Experiment, dessen kurzes Leben schließlich von den staatlichen Behörden unterdrückt wurde, die die Kommunarden beschuldigten, einen Streik der Landarbeiter zu organisieren und an einer Verschwörung zur Ermordung von Sidónio Pais, dem vierten Präsidenten der Ersten Portugiesischen Republik, beteiligt gewesen zu sein. Gonçalves Correia gründete daraufhin 1926 in Albarraque, Sintra, eine zweite Kommune, die „Comuna Clarão“ (Kommune der Glut). Auch sie bestand nicht lange, aber Correia schrieb weiterhin Pamphlete und Briefe für anarchistische Zeitungen und kaufte auf Messen Vögel, nur um sie aus ihren Käfigen zu befreien. Dieser gefährliche kommunistische Organisator (so die politische Polizei) erklärte die Revolution zu seiner großen Liebe. Sein Name ist in den tieferen Regionen des Alentejo noch immer ein Gegenbegriff. Was uns an diesen kollektiven Versuchen, auf andere Weise zu leben, interessiert, ist der Einbruch des Utopischen, mit einem Überschuss an unzerstörbaren Träumen - ein Zustand, den wir Fulgor nennen. Ausgehend von den Spuren dieser beiden Kommunen begannen wir, von einer dritten Kommune zu träumen - „Fulgor“ - aus den Ruinen der ersten.
( Silvia das Fadas )
In Anwesenheit von Sílvia das Fadas.
Luz, clarão, fulgor - augúrios para um enquadramento não hierárquico e venturoso
R: Sílvia das Fadas, 3x16mm, farbe, ton, 120 min, 2017-2025