projektions-performances von bruno delgado ramo
Bruno Delgado Ramo (*1991 in Sevilla) entwickelt seine Arbeit als eine in der künstlerischen Praxis begründete Forschung, die einen experimentellen und raumorientierten Zugang zum Kino sucht. Seine analog gedrehten Arbeiten sind so einerseits konzeptuell angelegt, andererseits von einer großen Sinnlichkeit und spielerischen Sensibilität für Farben, Strukturen und Perspektiven durchzogen, die sich den Zuschauer:innen unmittelbar offenbart. Jede Vorführung von Ramos Filmen wird als ein singuläres Ereignis betrachtet, da die Präsentation von den jeweiligen räumlichen Bedingungen ausgeht und vor Ort getroffene Entscheidungen direkt in die Projektion mit einbezogen werden. In letzter Zeit arbeitet der Filmemacher regelmäßig mit Esperanza Collado und Paula Guerrero zusammen, mit Letzterer bildet er seit 2021 die Gruppe Las Synergys, die sich mit den Live-Erfahrungen von Filmprojektion und DJ-Mixing beschäftigt. Beide leiten auch die Initiative kino~okno, die Filme und kuratierte Programme sowie Ausstellungen, Installationen und Live-Formate umfasst und sich auf die mechanischen, photochemischen und optischen Wurzeln des Kinos konzentriert. Konnte Bruno Delgado Ramo letztes Jahr aufgrund der Covid-19 Pandemie nicht an unserem Festival teilnehmen, so freuen wir uns nun um so mehr, ihn in Frankfurt begrüßen zu können. Im Rahmen von exf f. wird Ramo ein zweiteiliges Programm präsentieren, das einerseits aus Performances besteht, die das Vorführ- und Projektionsdispositiv offenlegen - wie Projektion in Projektionssaft und Expectation in the Air -, und andererseits aus verschiedenen Filmarbeiten, die er selbst auf Super 8, 16mm und 35mm vorführen wird, darunter der erst vor einigen Monaten fertiggestellte Unabridged Maneuver, der seine Weltpremiere auf dem S8 Festival in A Coruña feierte.
fr 16/09 20:15 | progamm 1
Das Programm beginnt mit einer Performance, die die Zuschauer:innen einlädt, bei der Montage des Filmmaterials mitzuwirken. Auf diese Weise wird das kinematographische Dispositiv vor unseren Augen dekonstruiert, in einer Choreographie aus Licht, Schatten, räumlichen Operationen und Ton. Es ist nur folgerichtig, dass auf eine solche materialistische Perspektive aufs Kino ein Film folgt, der sich mit Baruch Spinoza befasst - oder vielmehr mit bestimmten Objekten des berühmten Philosophen: Seine Linsenschleifmaschine und verschiedene andere Alltagsgegenstände, die heute in einem Museum ausgestellt sind, werden in Spinoza/Ongodist von der Filmkamera als linsenbasierte Maschine aufgenommen. Der letzte Teil dieses ersten Programms besteht aus zwei Filmen, Un baile con Fred Abstrait und Una película en color. In letzterem stellt Delgado Ramo Xavier de Maistres imaginäre "Reise durch mein Zimmer" filmisch nach - und offenbart dabei humorvoll die scheinbar unendlichen Möglichkeiten von Kino, Licht und Farbe. “I hope that I have made a film, a method. Blue is also a method. (...) Cinema? Yes, it’s a method. Red is also a method”. (Marcel Broodthaers)”
(Bruno Delgado Ramo)
Projektion in Projektionsaft
R: Bruno Delgado Ramo, doppelprojektion super 8, ton, 15 min, 2021
Spinoza/Ongodist
R: Bruno Delgado Ramo, 16mm (18fps), farbe, ton, 11 min, 2020
Intermission
R: Bruno Delgado Ramo, super 8 (loop, 18fps), stumm, 5 min, 2021
Un baile con Fred Abstrait seguido de Una película en color
R: Bruno Delgado Ramo, super 8 (18fps), farbe, stumm, 55 min, 2019/2020
progamm 2
Wir beginnen mit zwei Performances, die die Grundparameter der Filmprojektion untersuchen: Leinwand, Filmprojektor, Filmrolle, Vorführer:in. Es mag zwar noch kein Bild zu sehen sein, aber die Vorführung hat bereits begonnen. Die beiden Filmarbeiten, die den zweiten Teil dieses Programms bilden vertiefen mein Interesse für vielseitige Untersuchungen von Räumen und ihrer filmischen Darstellung. In Practicaje/Frame Lift stelle ich Ähnlichkeiten heraus, die zwischen der Choreographie von Hafenarbeiter im Hafen von A Coruña und dem Prozess des Filmemachens existieren. In einem übertragenen Sinn setzt das Werk den Sucher der Kamera (und den Rahmen) mit den Lotsenbereichen der Schifffahrt gleich. In diesen Bereichen kann nur eine Expert:in, die Hafenlots:in, dank ihrer gründlichen Kenntnis der Gewässer manövrieren. Beides, Kamera und Hafen, sind Sperrgebiete, in denen die Manöver durchgeführt werden. Der Hafen als tatsächlicher und imaginärer Raum kehrt im letzten Film des Programms, Unabridged Maneuver, wieder. Der Film ist als eine Untersuchung über die Steuerbereiche der Häfen und das Manövrieren mit der Bolex-Kamera konzipiert. Er wechselt zwischen dem Schneidetisch des Studios in den LIFT-Ateliers (Liaison of Independent Filmmakers of Toronto) und verschiedenen Schauplätzen am Westufer des Lake Ontario. Das Wort “Manöver” bezieht sich sowohl auf die materiellen Vorgänge, die man mit den Händen ausführt, als auch auf die Abläufe an Bord, wenn man sich einem Hafen nähert. Der Film erforscht die Idee der Präzision in beiden Praktiken.
(Bruno Delgado Ramo)
Secuencia de acciones en vivo
R: Bruno Delgado Ramo, 16mm, 5 min, 2022
Expectation in the Air
R: Bruno Delgado Ramo, 35mm, stumm, 6 min, 2022
Practicaje/Frame Lift
R: Bruno Delgado Ramo, super 8 (18fps), farbe, stumm, 25 min, 2022
Unabridged Maneuver
R: Bruno Delgado Ramo, 16mm, farbe, stumm, 18 min, 2022
